Mit Philipp Broz wechselt ein langjähriger und international bekannter und erfahrener Box Lacrosse Spieler auf die internationale Trainerbühne. Wir haben mit ihm über die anstehende Weltmeisterschaft 2024 in Utica/ New York und über seine Aufgaben als Headcoach des jüngst gegründeten Damen Box Lacrosse Programms des DLaxV gesprochen.
DLAXN: Hallo Philipp! Du übernimmst als Headcoach das seit 2023 anlaufende Damen Box Lacrosse Programm des DLaxV und wirst die Damen Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Utica/ New York führen. Was waren für dich als Headcoach und dein Team bisher die größten Herausforderungen?
Antwort: Ganz klar die Zusammenstellung und der Aufbau eines ambitionierten Teams! Das team intern definierte sportliche Ziel für diese WM ist es, dieses historische Ereignis, mit einem Endspiel, um eine Medaille zu krönen. Eine große Herausforderung, die ich womöglich besonders zu Beginn unterschätzt habe, ist gutes Erwartungsmanagement in alle Richtungen zu betreiben. Dies gilt natürlich besonders in Richtung der Athletinnen, aber auch in Richtung des Staffs und des Verbandes. Mit der Übernahme des Headcoach Postens war für mich klar, das gesamte Team dahin zu motivieren und zu fördern, das bestmögliche sportliche Ergebnis abzuliefern. Die goldene Ananas überlasse ich bereitwillig anderen. Eine weitere Herausforderung ist es, Wertschätzung für die sportlichen Leistungen der Athletinnen und Gleichberechtigung innerhalb der Nationalmannschaftsprogramme für das Damen Box Programm zu erlangen. Mir ist bewusst, dass man sich dies auch erarbeiten muss und davon überzeugt, dass wir mit unseren Erfolgen beim diesjährigen She Box in Prag den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht haben.
DLAXN: Welche Fähigkeiten müssen die Spielerinnen und das Team mitbringen?
Antwort: Grundlegende Fähigkeiten sind aus meiner Sicht Technik und Athletik, in Kombination mit dem richtigen Mindset. Letzteres ist die Grundvoraussetzung für den Sprung von einer Athletin zu einer Spitzenathletin. So oft habe ich schon beobachtet, wie Athletinnen viel Zeit ins Training investiert haben, ohne nennenswerte Fortschritte zu feiern. Oft wurden sogar die richtigen Defizite erkannt, aber die Weiterentwicklung blieb trotz Zusatzeinheiten aus. Das liegt meiner Meinung nach meistens daran, dass Athletinnen – besonders in Deutschland – lernen müssen, das Richtige auch richtig zu trainieren. Das Mindset sollte dahin geschärft werden: bei jeder Einheit 100 % geben und behutsam an die Grenzen gehen.
Als Team müssen wir weiter daran arbeiten, die Box Lacrosse spezifischen Taktiken schnellstmöglich zu verinnerlichen. Aus meiner Sicht gilt für die WM folgendes: das Team, das es am schnellsten schafft habits aus dem Feld Lacrosse abzulegen, ist klar im Vorteil. Im europäischen Vergleich sind wir hier aus meiner Sicht gut aufgestellt.
DLAXN: Es ist die erste Damen Box Lacrosse Weltmeisterschaft. Welche Chancen rechnest du dir aus und wie siehst du eine deutsche Auswahl im Vergleich zu den anderen Nationen?
Antwort: Einen ersten Eindruck zur internationalen Einordnung unserer Leistungen haben wir beim bereits eingangs erwähnten She Box in Prag erhalten. Unser sportliches Ziel für das She Box war, aus vier Spielen vier Siege zu holen. Das haben wir geschafft und bilden, somit ungeschlagen, derzeit die europäische Box Lacrosse Spitze. Diese Vormachtstellung wollen wir auch bei der WM halten und mit einem Sieg gegen Australien in der Gruppenphase weiter ausbauen. Unser Assistenztrainer Artjom Meriasch hat das Damen Box Lacrosse Finale um die australische Meisterschaft aus diesem Jahr genau analysiert. Unser Fazit ist klar: Wir spielen auf Sieg. Dennoch erwarte ich viele weitere enge Spiele bei der WM. Hier können am Ende Kleinigkeiten den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage bedeuten. Innerhalb des Staffs sind wir uns einig – ein Höchstmaß an Professionalität unseres Beitrags ist gefordert. Mir ist bewusst, dass ich an unsere Athletinnen hohe Erwartungen stelle und ihnen vieles abverlange. Gleichzeitig bin ich absolut davon überzeugt, dass sich die eingebrachte Mühe und Aufopferung auszahlen wird.
DLAXN: Quo Vadis Damen Box Lacrosse? Welche Chancen hat Damen Box Lacrosse deiner Meinung in Deutschland?
Antwort: Durch die Nominierung der Disziplin Sixes zur olympischen Disziplin befindet sich die nationale als auch internationale Lacrosse Welt aktuell im Umbruch. Ich spüre ein sehr positives Momentum im Bereich Damen Box Lacrosse. Wir konnten bei den Auswahlcamps für die Damen Nationalmannschaft eine überraschend hohe Anzahl an Interessentinnen verzeichnen. Die Einführung des nationalen Damen Box Lacrosse Ligabetriebs in diesem Jahr bietet eine große Chance. Auch internationale Bewegungen und Turniere bestätigen meine Annahme, dass sich Damen Box Lacrosse im Aufwind bewegt. Sehr gut besuchte Turniere wie das She Box in Prag oder der Tasko Cup in UK sind ein klarer Indikator. Kurzfristig können wir mit unserer Leistung bei der WM dazu beitragen, den Sport noch weiter bekannt und für neue Spielerinnen zugänglich zu machen. Eins sage ich gerne bereits an dieser Stelle: Nach der WM in Utica ist vor der EM 2026 in Prag. Wir wollen nach der WM nahtlos weitermachen. Ich rufe alle jetzigen und kommenden Interessentinnen dazu auf zum nächsten Camp zu kommen und, wenn nicht schon geschehen, Box Lacrosse eine Chance zu geben.
DLAXN: Wie kann die Lacrosse-Community das Team für Utica noch unterstützen?
Antwort: Wir freuen uns grundsätzlich über jeden Support, den wir erhalten. Solltet ihr uns auch finanziell unterstützen können, bietet die aktuell laufende Crowdfunding Kampagne eine hervorragende Möglichkeit dafür. Die Aktion hat den Hintergrund, die finanzielle Belastung der Athletinnen etwas zu dämpfen. Die Kosten für Anreise, Unterkunft, Ausrüstung und weitere Kostenfaktoren werden von den Spielerinnen selbst getragen. Wir sind für jede Unterstützung und jede Spende sehr dankbar: https://www.toyota-crowd.de/damenboxlaxwm
DLAXN: Vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg bei der Weltmeisterschaft in Utica!