DLAXN: Hey Wynton, seit dieser Saison bist du am Providence College und spielst dort D1 Lacrosse.
Erzähle uns doch bitte kurz von deinem Lacrosse Werdegang.
Wynton Bastian: Zunächst einmal vielen Dank, dass Ihr mich zu diesem Interview eingeladen habt. In der 5.
Klasse habe ich angefangen Lacrosse zu spielen, als meine Familie in Missouri, USA, gewohnt
hat. Meine Freunde haben mich überredet bei einem Training mitzumachen. Ich hatte
überhaupt keine Ahnung wie es ging, und hatte 10 Minuten vor dem Training zum ersten Mal
die Ausrüstung angezogen. Seit dem ersten Tag wusste ich, dass Lacrosse eine Sportart für
mich war. Im nächsten Jahr sind wir dann zurück nach Deutschland, nach Hamburg,
gezogen. Glücklicherweise konnte ich dann direkt beim HTHC loslegen, und weiterspielen.
Zumeist habe ich in dieser Zeit mit der U16-Mannschaft gespielt. Nach ungefähr 3 Jahren
beim HTHC mussten wir wieder umziehen, dieses Mal nach San Diego in Kalifornien. Von
diesem Zeitpunkt an ging es mit Lacrosse richtig los. Ich hatte erst Schwierigkeiten es in ein
Club Team zu schaffen, da Ich keine Ahnung hatte wie das System laufen würde. Nach vielen
„try-outs“ hatte Ich es endlich in ein Team geschafft. Ich habe dann 5 Jahre lang für
verschiedenen Clubteams in San Diego gespielt, und mehrfach die Club-teams geändert oder
teilweise bei mehreren Clubs gespielt. Die High-School Saison war immer sehr spannend und
ich hatte mit meinem Klassenkameraden tierischen spaß. Während der Lacrosse Saison
wurde an der High School jeden Tag trainiert, Lacrosse war sozusagen mein Sportunterricht.
Aber der Recruiting Prozess und meine College Optionen habe ich letztendlich meinen
Clubteams, den Coaches der Clubteams sowie meinem High School Coach zu verdanken.
Durch welche ich mein Lacrosse Spiel kontinuierlich verbessern konnte. Durch die Club- und
Auswahlteams wurde mir die Möglichkeit eröffnet, an Turnieren teilzunehmen, bei denen die
Coaches der Colleges ausschau nach potentiell neuen Spielern halten. Bei einem Turnier auf
Long Island, New York, ist dann der Head Coach von Providence auf mich aufmerksam
geworden. Direkt nach dem Turnier hatte er mich angesprochen, und hat mich zum
Providence College eingeladen.
DLAXN: Warum hast du dich für das Providence College entschieden? Hattest du auch andere
Angebote?
Ich hatte auch andere College Optionen, die meisten aber D2 oder D3 und an Orten an denen
ich nicht für 4 Jahre leben wollte. Ich habe mich für Providence entschieden, weil es
eine sehr renommierte und gute Universität ist, die außerdem ziemlich nah an einer Küste
liegt. Ich fand bei meinen Besuchen, dass bei Providence alle extrem nett und willkommend
waren und darüber hinaus hat das Providence College außergewöhnlich gut ausgestattete und
super moderne Sportanlagen für seine Athleten. Providence hat auch eine schöne Größe – nicht
zu groß, aber nicht zu klein – fast genau wie meine High-School. Ich hatte das Gefühl, dass
ich mich hier sehr wohl fühlen würde.
DLAXN: Wie läuft dein Alltag an der Universität ab, insbesondere natürlich bevor die Saison abgesagt
wurde?
Unsere Tage waren immer gut strukturiert. Während der Saison hatten wir jeden Tag von
Montag bis Freitag Training, am Samstag ein Spiel und Sonntags hatten wir frei. Unsere
Trainingszeit war von 3-6 Uhr nachmittags inklusive einer Film-Session. Jeder Trainingstag
hatte einen unterschiedlichen Fokus. Montags war meist ein leichteres Training, damit wir uns von dem Spiel am Samstag erholen konnten. Am Dienstag gab es immer ein hartes Training mit viel
laufen und viel Kontakt. Mittwoch dann wieder ein schweres Training, und dazu schon ein
bisschen Informationen über das kommende Spiel. Am Donnerstag und Freitag was der Fokus
fast vollständig auf das Spiel am Wochenende gerichtet, da wurden die Scouts und Spielpläne der kommenden Gegner eingesetzt. Wir hatten auch mindestens 2-mal pro Woche Krafttraining, und die Spieler, die
im Spiel nicht zum Einsatz kamen hatten noch einen extra Tag im Kraftraum. Zu dem ganzen
habe ich natürlich auch Klassen und Hausaufgaben. Jeden Tag von 8 Uhr morgens bis 14 Uhr
nachmittags muss ich zur Klasse und nach dem Training geht’s mit den Hausaufgaben los.
DLAXN: Bislang kamst du in Pflichtspielen noch nicht zum Einsatz. Hand aufs Herz, wie siehst du deine
Chancen in der Zukunft?
Als Offensiver Mittelfeld Spieler werden immer die Plätze gemischt, wir hatten zuletzt ein
sehr altes und erfahrenes Team und dazu auch sehr starke Mittelfeld Gruppen. In der
Preseason und bei den fall-ball Testspielen bekommen alle Spieler Chancen gegen richtige
Gegner mitzuspielen. In diesem Sommer plane ich weiter meine Technik zu verbessern und
noch robuster durch weitere Krafttrainigseinheiten zu werden. Ich glaube das ich sehr gute
Chancen habe kontinuierlich mehr Spielpraxis zu bekommen.
DLAXN: Worin unterscheidet sich der Lacrosse-Sport in Deutschland zu dem in den Staaten?
Ich finde das Lacrosse in den Staaten viel schneller gespielt wird und auch wesentlich
physikalischer. Aber ich meine das der größte Unterschied von Club, High-School, und
Deutschland Lacrosse zum D1 Lacrosse ist, dass der mentale Aspekt sehr im Vordergrund
steht. Man muss letztendlich alles zu dem Sport wissen und jede Spielsituation sehr schnell
erfassen können und umschalten können.
DLAXN: Bist du eher an der Wand oder im Gym anzutreffen?
Beides. Ich probiere jeden Tag an die Wand zu gehen und danach ein gutes workout zu
leisten. Stickskills können sich immer verbessern und die körperliche Stärke und Fitness ist
sehr wichtig
DLAXN: Im Sommer hast du mit der deutschen Nachwuchsnationalmannschaft die U20 EM in Prag
gespielt, was war das für dich für eine Erfahrung?
Das war eine tolle Erfahrung. Wir hatten ein richtig gutes Team dabei und konnten gegen
starke Gegner alles geben. Dazu hatten wir einen tollen Teamgeist. Ich habe mich über die Zeit sehr gut mit dem
Team befreundet und habe neue Leute aus aller Welt getroffen. Die Chemie von unserem
Team war bestimmt die beste in ganz Europa! Leider haben wir den Europameistertitel
knapp verpasst, aber das ist bei der nächsten EM sicher machbar.
DLAXN: Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Vom Lacrosse-Standpunkt aus würde ich gerne dazu beitragen, die Big East Championship
mit dem Providence College zu gewinnen. Ich habe auch Hoffnung, dass wir mit unserem
Deutschland Team eine EM gewinnen und uns auch in den Top 4 bei der WM platzieren.
Von einem persönlichen Standpunkt möchte ich mein Studium bei Providence College erfolgreich abschließen und danach einen businessorientierten Job in Kalifornien bekommen.
DLAXN: Welchen Tipp würdest du jungen deutschen Lacrossern mit auf den Weg geben?
Hart an der Wand zu arbeiten, Stickskills sind beim Lacrosse am allerwichtigsten. Wenn man
bequem mit beiden Händen passen und schießen kann öffnen sich viele Türen. Insgesamt
müsst ihr euch auch daran erinnern warum ihr Lacrosse eigentlich angefangen habt, es bringt
tierischen Spaß. Diesen Spaß sollte man niemals vergessen.
DLAXN: Und zum Schluss natürlich die wichtigste Frage: Wenn du auf einer einsamen Insel wärst,
welche drei Dinge würdest du mitnehmen?
Einen Lautsprecher, meine Lieblingsmusik, und natürlich einen Lacrosseschläger.
Danke Wynton und nur das beste für die Zukunft wünscht dir das DLAXN-Team.
Posted by DLAXN