Danke, dass Ihr mich für ein Interview bei DLAXN ins Auge gefasst habt und euch, liebe Leserinnen und Leser, die Ihr euch das antut.
Ich heiße Matthias (Matze) Stolte, stamme aus Landau i. d. Pfalz und habe in Kaiserslautern mein Studium und meine Promotion (Chemie) abgeschlossen. Seit 2009 arbeite ich als Akademischer Rat an der Universität Würzburg im Zentrum für Nanosystemchemie (www.nanosystems-chemistry.uni-wuerzburg.de) und unterstütze unsere Bachelor-, Master- und Promotions-Studenten/-innen bei ihrer Forschung – meistens an neuen Materialien zur Energiegewinnung & der Organischen Elektronik.
Lacrosse habe ich wirklich erst 2009 ausprobiert, nachdem ich beruflich nach Würzburg gezogen bin und einen neuen Sport für mich gesucht habe (Rugby war die Alternative). Vorher war ich ein ganz guter 110 m Hürdenläufer beim 1.FCK und schon immer Übungsleiter für Leichtathletik und Fitness im Verein und Hochschulsport. Ich hatte zwar die Lacrosser, während ich draußen meine Tempoläufe gemacht habe, in Kaiserslautern oft zur gleichen Zeit auf dem Feld gesehen aber irgendwie war ich damals zu sehr auf mein Training fokussiert.
In Würzburg sollte sich das schlagartig bei einem Schnupper-Training ändern, bei dem ich nicht nur eine neue Leidenschaft sondern auch zusätzlich viele gute Freunde gefunden habe. Die Idioten haben mich dann auch gleich noch 2010 zum Spielertrainer der Herren der FT Würzburg Lacrosse (Unicorns) gemacht und seit 2013 bin ich darüber hinaus, dank Hannes Kaschke und Max Maier, noch Ligaleiter der Bundesliga-Süd (Herren).
Du standest vor nicht allzu langer Zeit noch als Spieler für Würzburg auf den Plätzen Deutschlands, nach viel Verletzungspech hast du dich für das reine coachen entschieden. Was hat sich dadurch für dich und das Team verändert?
Die Veränderung vom Trainer zum Spielertrainer war sicher für beide Seiten anfangs nicht immer einfach. Für mich persönlich am gravierendsten ist wohl, dass man nicht mehr ganz ein Teil der Mannschaft ist, wenn man sich nicht mit auf dem Platz tümmelt. Dafür bekommt man einen ganz anderen Blickwinkel auf diesen schönen Sport und kann manchmal mit etwas kühleren Kopf Entscheidungen treffen und damit auf das Spiel Einfluss nehmen. Meine Jungs ringen glaube ich immer noch ab und an damit, dass da ein sehr engagierter, ehrgeiziger und manchmal etwas lauter Trainer versucht Ordnung in den Haufen zu bringen. Die Balance zu finden, dass die erfahreneren Spieler auch gefordert werden und sich nicht langweilen, aber alle Neueinsteiger mitgenommen werden und schnell an Bord sind ist sicher die größte Herausforderung. Sie gibt aber auch die größte Befriedung nach einem dynamischen Training oder erfolgreichen Spieltag. Trotz allem vergeht kein Training, Spiel oder Turnier bei dem mir nicht die Finger jucken und ich wieder aktiv aufs Feld will.
Ihr richtet in Würzburg den Beate Uhse Cup aus, eines der größten Freizeit- und Spaßturniere Europas, das jährlich hunderte Lacrosser von Überall nach Würzburg zieht. Worin liegt die Motivation für die Ausrichtung, trotz eines doch erheblichen organisatorischen Aufwands?
Natürlich das Geld ! Spaß – ich weiß noch nicht mal wieviel Gewinn wir dieses Jahr gemacht haben. Nachdem wir 2011 erfolgreich zusammen die Adh Trophy im Hochschulsport ausgerichtet hatten, war die Motivation im Team hoch da anzuknüpfen. Denn trotz des Aufwands ist es nun seit sieben Jahren wie ein Klassentreffen, bei dem man alten Bekannte von Nah und Fern wieder trifft und jedes Jahr neue dazugewinnt. Darüber hinaus ist der absolute Aufwand bei so vielen helfenden Händen und mit der gewonnen Erfahrung nach guter Planung wirklich überschaubar und schweißt uns als Team auch zusammen.
Als Studententeam herrscht auch in Würzburg ein großes Kommen und Gehen von Spielern, trotzdem schafft ihr es seit Jahren einen großen Spielerstamm zu halten. Worin liegt euer Geheimnis?
Schön, dass dieser Eindruck besteht, aber wir kämpfen leider auch jedes Jahr wie alle kleinen Standorte damit die Abgänge auszugleichen und neue Spieler zu gewinnen. Und oft genug, sah es leider alles andere als rosig aus. Meiner Meinung nach schaffen wir es hier in Würzburg ganz gut durch unsäglich viele gemeinsame kreative Teamevents der Herren und Damen, die von vielen Verrückten im Team wie z.B. Hüttentour, Lacrosse-Ralleys, Beate-Uhse Cup, Glühweinwanderungen, Stiefeltrinken und und und organisiert werden, dass sich die Leute wohl im Team fühlen, engagieren und sich daraus zahlreiche Freundschaften bis hin zu Beziehungen bilden, die eben über Lacrosse hinausgehen. Ich glaube jeder wird mir Recht geben: Durch diesen Sport gewinnt man im Handumdrehen deutschlandweit Freunde!
Als Ligaleiter der Bundesliga Süd hast du in der vergangenen Saison sogenannte Development Camps organisiert. Was hat es damit auf sich und warum ist es so wichtig, vielleicht auch als Alternative zu Nationalmannschaftscamps?
Die BLS-Development Camps konnten wir dank der Unterstützung und guten Vernetzung von Henning Schmidt (Luxembourg Blacksmiths), den ich seit meinem ersten ELF-Camp in Mainz kenne, nun schon dreimal unter Beteiligung auch ausländischer junger Coaches auf die Beine stellen. Das Prinzip ist simpel: möglichst viele hoch motivierte Spieler aller Vereine kommen für ein Wochenende zusammen und werden durch das individuelle Feedback der Coaches und im gemeinsamen Austausch besser und haben darüber hinaus jede Menge Spaß! Zusätzlich nimmer jeder noch ein paar neue Ideen mit zu seinem Team, was der Spielqualität liga-weit zu Gute kommt. Zur nächsten Auflage, dem 4.BLS-Development Camp, kommt es im Februar/März 2019, für das wir derzeit noch nach einem Ausrichter suchen – jemand Interesse (m.stolte@dlaxv.de)? Ich hoffe auch dieses Mal wieder auf rege ligaübergreifende Teilnahme und freu mich auf ein tolles Wochenende!
Mit Würzburg steht ihr momentan auf dem 5. Platz. Was sind deine Ziele als Coach und welche hast du für das Team ausgegeben?
Jetzt ist erst einmal Winterpause! Wobei zugegebenermaßen der Sieg gegen Erlangen an unserem 10. Jährigen Jubiläum sicher ein Highlight meiner Trainerkarriere war und zeigt, welches Potential im derzeitigen Kader steckt. Das ist das schöne am (Under)Underdog Dasein: Man kann dafür sorgen die Platzierungskämpfe in der 1.Liga spannender zu gestalten und darauf freue ich mich mit meinen Jungs.
Die Uni-Teams der Würzburger Damen und Herren haben jeweils zweimal die ADH gewonnen. Was sagst du dazu, dass die Hochschulmeisterschaften nichtmehr stattfinden können und was könnte man tun?
Die Ausrichtung der ADH ist leider in den letzten Jahren durch die wachsende Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem sehr großen Event geworden (>7 Kleinfelder, >600 Teilnehmer), welches kaum ein Standort trotz der Unterstützung des Verbands und der Schirikom stemmen kann/will. Gerade wenn man fast ein halbes Jahr im Voraus mit der Planung beginnen muss, aber vielleicht innerhalb des Teams von Hin-zu Rückrundem schon nicht mehr mit dem gleichen Kader rechnen kann. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja 2019 endlich wieder eine Neuauflage!
Vielen Dank für das Interview Matze und für die Rückrunde nur das beste!
Posted by DLAXN