Ein Appell an Schiedsrichter und Spieler
Die Aufgabe der Schiedsrichter ist in weiten Teilen Deutschlands unbeliebt. Die langen Fahrten, die schlechte Bezahlung und der mangelnde Respekt, der einem gezollt wird, sind Gründe dafür. Wie können wir das als Spieler und Schiedsrichter ändern?
Ich denke, es beginnt bei den Spielern. Man muss sich zunächst einmal die Wichtigkeit der Schiedsrichter vor Augen führen. Ohne Schiedsrichter funktioniert nichts. Ein geordnetes Spiel würde nicht stattfinden können.
Schiedsrichten ist auch nicht zu unterschätzen. Während eines Spiels geschehen viele Dinge gleichzeitig und es ist fast unmöglich, beide Seiten zufrieden zu stellen. Allerdings gibt es meiner Meinung nach einige Dinge, die beide Parteien (Spieler und Schiedsrichter) einfach ändern können, um in Zukunft die Situation zu vereinfachen.
Die Schiedsrichter
Die oberste Aufgabe des Schiedsrichters ist es, den sicheren und fairen Verlauf des Spiels zu garantieren. Diese doch simpel klingende Aufgabe ist komplexer als man denkt. Die Ausbildung zum Schiedsrichter ist ein sehr kurzes und intensives Programm. Der Theorieteil ist erschlagend, während der Praxisteil bei der weißen Lizenz quasi bei null liegt. Schiedsrichter, die das erste Mal Pfeifen, werden also in das kalte Wasser geworfen und meiner Meinung nach im schlimmsten Fall als CBO auf die Bank gesetzt.
Es ist dein erstes Spiel als Ref und du kriegst bei jedem Call, den deine Kollegen auf dem Feld machen, einen Spruch gedrückt: „Hey, bist du blind, dass war doch kein Foul?“
Nicht wirklich die Umgebung in der man seine ersten paar Spiele pfeifen möchte, oder? Wie kann man von jemanden erwarten, der gerade erst seine theoretische Prüfung bestanden hat, dass er in so einer Stresssituation den Überblick behält und die richtigen Entscheidungen trifft? Richtig, kann man nicht. Es ist schwer und das einzige, wie man Vertrauen in solchen Situationen erlangt, ist Erfahrung.
Strafzeiten
Wir sollten mehr professionelle Lacrossespiele schauen! Ich denke, es kann in jeder erdenklichen Lage einem Lacrossespieler, Trainer oder Schiedsrichter helfen besser in seinem Feld zu werden, warum also nicht einfach mal eins, nach der Refprüfung zum Abschluss schauen? Dabei kann das Hauptaugenmerk natürlich auf den Schiedsrichtern liegen. Wie viele Strafzeiten werden während des Spieles vergeben? Was ist ein Slash? Was ist ein Push? Was ist ein Trip?
Wieso habe ich das Gefühl, dass manche Schiedsrichter es förmlich genießen, Flaggen zu werfen? Ist nicht das Hauptziel, ein flüssiges und schnelles Spiel zu ermöglichen? Ja, natürlich ist ein direkter Schlag gegen den Helm eine Strafzeit, aber eine Flagge zu werfen, weil jemand zu einem Check ausholt? Vielleicht sollten wir die Regeln nicht immer komplett wörtlich nehmen, so wie sie im Regelwerk stehen, sondern auch dem Spielfluss entsprechend anwenden. Unsere Vorbilder, die Amerikaner, Iroquais und Kanadier legen auch größeren Wert auf den Spielfluss.
Regel 72 aus dem FIL Regelbuch:
„A player may not check an opponent with that part of the handle of his crosse that is between his hands, either by thrusting his crosse away from him or by holding it extended from his body.”
Hier steht klar und deutlich, dass es nicht erlaubt ist, mit dem Metall, zwischen den Händen zu checken. Aber haben wir schon mal einen amerikanischen, meinetwegen auch englischen Verteidiger gesehen, der seine Hände zusammen hat? Ich bezweifle es stark.
Ich hatte schon öfters Diskussionen mit Schiedsrichtern bezüglich des konsistenten Pfeifens bei Spielen. Auf meine Frage, warum Slashes/Crosschecks in Deutschland gepfiffen werden, aber nicht bei großen internationalen Spielen, kam nie eine zufriedenstellende Antwort.
Ist denn die gleiche Aktion nicht dieselbe Strafzeit, weil es bessere Lacrosse Spieler sind?
Ein weiterer wichtiger Punkt als Schiedsrichter ist die Autorität. Sobald wir auf dem Platz stehen, müssen wir uns bewusst sein, dass wir wichtige Entscheidungen treffen werden, wenn wir Pfeifen, dann laut. Alle unsere Handlungen müssen bestimmt und zielstrebig sein. Sobald Spieler eine Schwäche erkennen oder merken, dass wir unsicher sind, beginnt die Abwärtsspirale. Spieler beschweren sich man ist genervt, das Spiel wird immer aggressiver, es werden mehr Flaggen geworfen, die Schiedsrichter werden beleidigt. Wir kennen das alle.
Wie können wir die Situation als Schiedsrichter verbessern?
- Bestimmtes und autoritäres Auftreten
- Alle Schiedsrichter sollten Calls machen und nicht nur einer.
- „My Time“ ist wohl der beste Call eines Schiedsrichters. Wenn wir uns unsicher sind, lasst es uns kurz besprechen. Das Wichtigste ist, dass am Ende ein Call steht, bei dem wir uns alle einig sind.
- Die Spieler entscheiden das Spiel. Das heißt nicht, dass wir alles durchgehen lassen sollen, sondern dass man vielleicht ein mal ermahnt, um den Spielern zu zeigen, dass man darauf achtet, bevor man die Flagge wirft. Lasst uns kommunikativ sein und zur Not dem Spieler die Straftat freundlich erklären.
- Nur Pfeifen was wir sehen. Nicht auf Zuruf.
Die Spieler
In einem Spiel geht es sehr hitzig zu, besonders wenn es knapp ist. Die Emotionen sind groß und der Mund manchmal schneller als der Kopf. Es ist nicht einfach sich zurückzuhalten, insbesondere wenn man der Meinung ist, dass man es besser weiß. Es gibt genau vier Schiedsrichter auf dem Feld und nicht mehr.
Übung macht den Meister. Simuliert Strafen/falsche Calls im Training, um mit der Situation beim Spieltag nicht überfordert zu sein. Ganz abgesehen davon, wenn wir ehrlich sind, wer hat es schon mal geschafft, einen Schiedsrichter davon zu überzeugen, dass man eben nicht geslasht habt?
Wie können wir Spieler die Situation verbessern?
- Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
- Nehmt den Call, wie er kommt und respektiert die Entscheidung.
- Sprecht in den Pausen mit den Reffs.
- Sorgt im Team für Respekt für die Schiedsrichter.
Fazit
Meine Bitte an die Schiedsrichter: Bitte lasst die Spieler das Spiel entscheiden und geht mit dem Flow des Spieles. Lasst lieber einmal die Flagge stecken und sprecht mit dem Spieler, solang es kein eindeutiges Foul war, und werft beim nächsten Mal die Flagge.
Meine Bitte an die Spieler: Bitte respektiert was vom Schiedsrichter gepfiffen wurde und sprecht gerne nach dem Spiel mit ihnen darüber. Mit den Schiedsrichtern während des Spieles zu reden, hatte noch nie einen Effekt, nervt alle Beteiligten und der Spielfluss wird unnötiger Weise unterbrochen.
Zu guter Letzt möchte ich mich für den Einsatz bei den Schiedsrichtern bedanken und ich rechne es Euch hoch an, dass Ihr so viel Spaß an einem manchmal undankbaren Job habt. Großen Respekt!
Posted by
David Beckmann
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