Die Stelle des Pressewartes war lange unbesetzt. Was hat Dich dazu bewegt, diese Position zu übernehmen?
Nachdem meine sportliche Karriere zwar nicht zu Ende ist, aber ich als Captain in der Nationalmannschaft schon einige Erfahrungen sammeln konnte, war für mich klar, dass ich dem Motto „give back to the community“ in irgendeiner Art und Weise gerecht werden wollte.
Ich habe, seit ich 2012 richtig eingestiegen bin im Lacrosse, mit der deutschen Lacrosse Community sehr viele gute Erinnerungen verbinden können und dort bisher viele wunderbare Menschen kennengelernt. Da es mir bisher leider vom beruflichen Werdegang kaum möglich war, mich in der klassischen Aufbauarbeit als Jugendtrainer in der Nachwuchswerbung oder im Vereinswesen groß auszuwirken, habe ich mich an den Verbandsvorstand gewandt und gefragt, wie ich dort helfen könnte.
Wie Ihr gesagt habt, war die Postion als Leiter der Öffentlichkeits-/ Informationsarbeit lange unbesetzt, daher wurde mir dies angeboten. Für mich ist die Wichtigkeit dieser Position unangefochten und ich denke, es ist sehr schade, dass wir hier so lange eine Vakanz hatten. Mir ist als Nationalspieler diesen Sommer in Israel auch noch einmal deutlich geworden, wie viel gute Öffentlichkeitsarbeit bewirken kann. Schmerzlich mussten wir feststellen, dass die mediale Präsenz von „Kunstprogrammen“ wie zum Beispiel das Team um Puerto Rico, Philippinnen und Jamaica außerordentlich stark war. Dabei gibt es diese Programme erst seit ein paar Jahren.
Den Lackmustest für Nachhaltigkeit, der sich für mich in einem überregionalen konstanten Spielbetrieb äußert, haben diese Programme noch nicht bewiesen. Leider gibt es international zu viele ähnliche Programme, die sich für große Turniere Spieler, die an amerikanischen Colleges ausgebildet wurden „einkaufen“ und in Verbindung mit einer starken medialer Präsenz die Turniere bestreiten. Wir brauchen uns als einer der ältesten europäischen Verbände, nicht verstecken und können mit Stolz auf unsere Nationalmannschaftsprogramme verweisen, die sich auf eine breite Basis engagierter und mit Herzblut für ihr Land spielende, junge Sportlerinnen und Sportler stützt.
Auf der anderen Seite haben wir im Verband in der Informationsarbeit Defizite, die mit unter darauf beruhen, dass der Posten in Nebenfunktion von Vorstandsmitglieder ausgeführt wurde und diese sich wahrlich nicht vor Arbeit beklagen können. Hier will ich in Zukunft ansetzen und helfen, die Verbindung wieder herzustellen zwischen Verband und der spielerischen Basis.
Du bist der erste Pressewart seit langer Zeit. Welche Aufgaben hat der Pressewart? Könntest Du diese kurz erläutern?
Da dieser Posten seit Jahren nicht besetzt war, konnte ich mir im Grunde selbst ein Anforderungsprofil schreiben. Zwar war ich in Mali als Einsatzzugführer Protagonist der ZDF Dokumentation „Einsatz im Wüstensand – Ein Soldat auf Friedensmission“ und konnte Medienerfahrung sammeln, allerdings bin ich als ausgebildeter Gebirgsjägeroffizier nicht medientechnisch geschult.
Ich werde also erstmal schauen müssen, wie sich meine Arbeit gestalten wird. Aber ich freue mich, mich auf etwas Unbekanntes einlassen zu können. Zunächst will ich mich als Ansprechperson anbieten.
An sich will ich zuerst Strukturarbeit leisten und hier vor allem einen Schwerpunkt auf Informationsarbeit setzen, bevor ich mit medialen Leuchtturmprojekte in Erscheinung trete. Die Struktur soll im wesentlichen auf zwei Säulen basieren, die eine der Sprecherstrukur und die andere unsere Verbandshomepage als Informationsplattform.
Mit Aufbau einer Sprecherstruktur ist es das Ziel für die Informationsfelder Herren, Damen, Jugend, Indoor und Referee Sprecher zu identifizieren, die mich in der Öffentlichkeits- und Informationsarbeit unterstützen. Ich stelle mir vor, dass hier Manager der Nationalmannschaftsprogramme oder entsprechende Ligaleitungen mir in Nebenfunktionen helfen. Aber jeder, der sich einbringen möchte, ist herzlich willkommen.
Mir geht es also im ersten Schritt nur darum, für mich Ansprechpersonen zu etablieren, die sich verantwortlich fühlen, in ihrem Bereich vor allem Informationsarbeit zu leisten. Dies soll sich dann öffentlichkeitswirksam zeigen, indem wirklich jede Verbandsveranstaltung, von den einzelnen Try Outs der Nationalmannschaftsprogramme, RefCamps oder Weiterbildungsprogramme über die PlayOffs und der Deutschen Meisterschaft bis hin zu den großen Turnieren in einem aktuellen Kalender festgehalten wird.
Damit komme ich zu der zweiten Säule in der Informationsarbeit und zwar der Informationsplattform des DLaxV. Ebenso wie auf meiner Position war lange der Posten des Webmasters unbesetzt und wurde in Nebenfunktion durch unsere Verbandshelferin Jule ausgeführt. Mit Christian Heitmann vom BTG Bielefeld Hawks Lacrosse haben wir da wieder eine tatkräftige Person im Amt, welche auch beruflich mit diesem Feld betraut ist. Derzeit arbeitet er mit Hochdruck daran, die Homepage zu relaunchen. Wir wollen damit Ende März online gehen. Dort soll dann zum Beispiel der Veranstaltungskalender aktuell geführt werden und hoffentlich jedem Lacrosser als Auskunft dienen können.
Kannst Du uns einen kurzen Einblick in deine nächsten Projekte geben?
Wie ich eben erläutert habe, setze ich mich gerade dafür ein, eine Sprecherstruktur zu schaffen. Zusammen mit den in Nebenfunktion auftretenden Sprechern ihrer Informationsfelder Herren, Damen, Jugend, Indoor und Referee will ich mich dann an die Umsetzung eines einheitlichen Veranstaltungskalenders setzen. Dieser soll auf der neuen Homepage in neuer Art implementiert werden.
Weiterhin soll der Relaunch der neuen Verbandshomepage Ende März stattfinden. Hier brauchen wir noch Unterstützung in Form von Stockfotos für die Verbandshomepage. Sollte sich hier jemand angesprochen fühlen, freue ich mich über einen Austausch über presse@dlaxv.de.
Ansonsten will ich mich zuerst auf die Informationsarbeit konzentrieren und hier zusammen mit den Ligaleitungen dafür sorgen, dass die Spielergebnisse der einzelnen Ligen für die jeweiligen Spieltage zeitgerecht veröffentlicht werden. Auch wenn ich um die Herausforderungen in der Bedienung mit Pointbench kenne, halte ich es für ein Unding, dass vor allem in den Regionalligen die Spielergebnisse wochenlang nicht einsehbar sind. Da gibt es kreative Lösungen. Wer hier Fragen hat, kann sich an die Ligaleitung Süd (Herren) Matthias Stolte (m.stolte@dlaxv.de) wenden.
Was hast Du Dir für Ziele für dieses Jahr gesetzt?
Etablierung einer Informationsplattform DLaxV mit Implementierung eines aktuellen und aussagekräftigen Veranstaltungskalender plus Schaffung einer Sprecherstruktur.
Bei der MVV und in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Kommunikation zur Öffentlichkeit nicht immer gestimmt hat. Inwieweit versuchst Du das zu ändern?
Ich will kurz auf die Ausgangssituation unseres Verbandes eingehen, bevor ich die Frage aus meiner Sicht und mit meiner Bewertung beantworte. Der deutsche Lacrosse ist erst seit wenigen Jahren verbandsartig strukturiert und basiert eigentlich ausschließlich auf ehrenamtlicher Arbeit engagierter Freiwilliger, die wie in meinem Fall selbst noch aktive Sportler sind.
Tragende Akteure im Verband, wie die Ligaleitungen, die Aktiven in der Nachwuchsarbeit, dem Vorstand etc. sind immer im Spannungsfeld zwischen der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und sportlicher Leidenschaft. Das bedeutet, wir sind weit entfernt von einer Professionalisierung, obwohl wir bedingt durch die Tatsache, dass viele mit diesem Sport im Hochschulsportbereich in Berührung kommen, viele sehr gut ausgebildete Sportlerinnen und Sportler haben.
Dadurch, dass wir noch sehr jung sind, unseren Verband gibt es erst seit 1998, befindet sich die erste und zweite deutsche Lacrossegeneration noch mitten im beruflichen Arbeitsleben. Ich bin sehr froh, dass sich viele von diesen in den Eichen und Golden Girls organisiert haben und mit großartiger Unterstützungsarbeit in der Nachwuchsförderung weiter einbringen.
Allerdings ist mein Eindruck, dass sich auf der Vereinsebene hier noch keine breite Basis aus „alten“ Lacrosser etablieren konnte, die für Konstanz sorgen würden. Vermutlich aufgrund des hohen Akademisierungsgrades ist die Fluktuation gerade in den kleineren Vereinen in den Universitätsstädten sehr hoch, was nicht gerade förderlich für einen stetigen Spielbetrieb ist. Auch die Nachwuchsarbeit stellt sich seit je her als sehr herausfordernd dar, da zum einen die Einstiegshürde mit unserer gesamten Ausrüstung, geringen Flächenabdeckung und der Exotik doch recht hoch ist und wir stets konkurrieren mit etablierten Sportarten wie dem omnipräsenten Fußball als auch Hockey.
Andererseits wollen wir uns mit unseren sehr ambitionierten Nationalmannschaftsprogrammen und dem sehr herausfordernden überregionalen Spielbetrieb immer mehr professionalisieren. Vor diesem Hintergrund verstehe ich einige Entscheidungen, die in der Vergangenheit vom Vorstand getroffen wurden.
Das führte in einigen Extremfällen zu Beschlüssen, die formal zwar richtig waren, in denen aber zu wenig Rücksicht auf die Situation in den Vereinen genommen wurde. Diese werden in manchen Regionen durch den Enthusiasmus junger Spielerinnen und Spielern getragen, die auch zu recht einfach nur spielen wollen und für die formelle Sachzwänge manchmal undurchschaubar bleiben. Ich bin überzeugt davon, Lösungsansätze zu verfolgen, die alle mitnehmen. Hier will ich in meiner Position vermittelnd unterstützen, um für ein kameradschaftliches Miteinander zu werben.
Wo siehst Du die Schwierigkeiten als Pressewart?
Meinen eigenen Ansprüche im ehrenamtlichen Engagement zwischen Familie, Beruf und meiner Leidenschaft Lacrosse gerecht zu werden, vor dem Hintergrund keinster Weise finanziell geförderten Verbandsarbeit.
Posted by DLAXN