Wie hast du das erste Mal von Lacrosse gehört und warum hast du angefangen?
Das erste Mal habe ich an der Universität der Bundeswehr von Lacrosse gehört. Carsten Donsbach hatte mich überredet den Sport mit ihm zusammen als Alternative zum Fußball auszuprobieren. Da ich schon Kreuzbandgeschädigt war, war ein Ausstieg vom Fußball nicht ganz unwichtig.
Ich war anfangs noch unsicher, ob ich Lacrosse weiter betreiben soll, aber als es über den E-Mail Verteiler eine Möglichkeit gab günstig eine passende Ausrüstung zu bekommen, habe ich zugeschlagen und bin dabeigeblieben.
Mein großes Glück war, dass ich mit Florian Kornprobst, Dominik Flucke und Florian Klaus beim HLC-RW München direkt Mentoren gefunden habe, die mich von Anfang an gefördert und mich motiviert haben besser zu werden. Im Endeffekt bin ich dabeigeblieben, weil Lacrosse alles fordert: Hand-Auge-Koordination, Athletik, taktisches Verständnis und eine gewisse Härte im Zweikampf.
Für welche Vereine hast du bereits gespielt und was waren deine größten Erfolge?
Ich habe vor allem für den HLC-RW München gespielt (2008 bis 2012 und 2013 bis 2018). Dazwischen hatte ich ein kleines Intermezzo beim KKHT SW Köln (2012 bis 2013 Hinrunde) und beim VfL 05 Aachen (2013 Rückrunde). Boxlacrosse habe ich für die Bundeswehr (2008 bis heute) und Deutschland Adler (2012 bis 2014) gespielt.
Meine Erfolge waren die Deutschen Meisterschaften mit München (2010, 2012, 2015, 2018), den Titel der ELL 2014 (eine Art Box Lacrosse Europa League, die von 2011 bis 2014 existierte), den zweiten Platz beim Ken Gallucio Cup (2018) und die Teilnahme an 6 internationalen Turnieren im Nationaltrikot (EC Amsterdam 2012, WC Denver 2014, WILC Syracuse 2015, EC Budapest 2016, EBLC Turku 2017 und die WC Netanya 2018). Erst letztes Wochenende habe ich auch den Winter Lax Cup gewonnen.
Als größten Erfolg sehe ich aber, dass ich viele aktuelle Nationalspieler der Indoor- und Feldlacrosse-Nationalmannschaft ausbilden, coachen und auf ihrem Weg zu Erfolgen und Titeln begleiten durfte.
Wo liegen deine Stärken im Spiel und wie hast du sie entwickelt?
Meine Spielstärken haben sich über die Zeit ein wenig verändert. In meiner Anfangszeit (2010 bis 2014) war ich vor allem durch meinen explosiven Antritt und Alley-Dodge sehr Torgefährlich und hatte einen ausgedehnten Drang zum Tor zu ziehen. Ich denke mein Split-Dodge und meine Beidhändigkeit beim Schuss aus dem Lauf waren meine großen Stärken.
Durch die Erfahrungen als Boxlacrosse Forward bin ich vor allem ein On-Ball Spieler der mit Ball arbeitet, initiiert und feeded. Einige dort bezeichnen mich auch als Spaghetti-Mann, weil ich mich irgendwie auf dem engen Raum durchwinde oder für das ein oder andere Spektakuläre Tor durch Crease-Dives oder vom hinter dem Tor zu haben bin. Noch dazu hat mich das Boxlacrosse dazu gebracht weniger fest dafür präziser und cleverer zu finishen und zu schießen.
Nach meinem zweiten Kreuzbandriss zum Jahreswechsel 2013/2014 war ich nicht mehr so explosiv und spritzig wie zuvor. Dazu kam, dass ich das Amt als Spielertrainer bei München 2014 übernommen hatte. So habe ich meinen Spielstil umgestellt und versucht mich mehr zum Teamspieler zu entwickeln der versucht andere freizuspielen, für andere zu initiieren, den Überblick zu behalten und Assists zu geben.
Ich versuche so jeden meiner Mitspieler auf dem Platz ein kleines bisschen besser zu machen, weil ich ihnen Raum schaffe, sie freispiele, ihnen Verantwortung und manchmal das Denken abnehme. Dazu gehört aber auch im richtigen Moment Zeichen zu setzen, sei es durch Aktionen auf dem Feld oder durch die richtigen Worte neben dem Feld.
Wie bereitest du dich auf ein großes Turnier vor?
Unterschiedlich. Ich war seit meinem zweiten Kreuzbandriss nie 100% fit vor großen Turnieren, weil ich immer wieder kleinere oder längere Verletzungspausen einlegen musste. Knieprobleme, ein Knorpelschaden und muskuläre Probleme aufgrund der Knieverletzungen waren die größten Hürden. Daher ist vor allem meine Vorbereitung auf große Turniere durch Physiotherapie, Sporttherapie und Arztbesuche geprägt.
Dazwischen versuche ich so viel wie möglich auf dem Platz zu sein und den Stick so oft wie möglich in der Hand zu halten. Ein paar Tage vor einem großen Turnier bzw. dem obligatorischen Trainingslager lege ich jedoch meist den Stick noch einmal in die Ecke nachdem er frisch getaped und gestringed wurde.
Welche Qualitäten schätzt du an einem Teamkameraden am meisten?
Ehrlichkeit und Offenheit, weil es in einer Mannschaft nichts Schlimmeres gibt als Sachen in sich hinein zu fressen oder hinten herum zu arbeiten. Probleme offen anzusprechen und zu klären ist eine Eigenschaft, die ich an vielen Leuten sehr schätze. Auch wenn man nicht immer einer Meinung ist, so ist es trotzdem gut zu wissen, wie andere Denken, um sie besser zu verstehen. Dazu gehört auch immer eine große Portion an Respekt und Loyalität allen seinen Mitspielern gegenüber und ein gewisses Maß an Empathie.
Persönlichkeit, weil es so viele Leute gibt, die in Zeiten von Instagram, YouTube oder Facebook andere nachahmen wollen. Selbst zu sein, zu seinen Stärken und Schwächen zu stehen und so ein ganz individueller Charakter auf dem Platz zu sein, finde ich großartig.
Hingabe. Ich hatte die große Ehre mit Charakteren Lacrosse zu spielen, die sehr viel in Lacrosse investiert haben. Mit diesen Vorbildern zu spielen, die am Ende ihrer Karriere immer noch das große Ganze und das Team in den Vordergrund stellen war und ist großartig.
Diese Eigenschaften haben alle meine liebsten Teamkameraden und bis heute besten Freunde.
Wo siehst du dich persönlich in 5 Jahren?
An der Seitenlinie als Trainer. Ob ich dabei Anzug trage, wie beim Boxlacrosse üblich, oder Shorts weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall bleibe ich beim Sport, auch wenn ich jetzt den Stick erst einmal an den Nagel hänge. An der Stelle passt auch das Zitat von Coach Kaley: „Always give back to the game!“
Welche Tipps würdest du jungen deutschen Lacrosse Spielern mit auf den Weg geben?
Such‘ dir eine Seilschaft bzw. bring Freunde zum Lacrosse. Sich zusammen zu pushen, ist der beste Weg große Fortschritte zu machen. Nehmt euren Stick überall hin mit, nach der Schule auf der Wiese, nach der Vorlesung gegen die Universitätswand. Geht schießen, probiert Sachen aus, macht Blödsinn mit dem Schläger.
Schaut ganze Spiele und nicht nur Highlight-Videos. Glaubt nie, dass ihr schon alles Wesentliche könnt und seid offen für Feedback und Kritik. Baut euren Schläger oft um, damit ihr einmal mit wenig einmal mit viel Whip spielt um die Vorzüge von allem kennen zu lernen. Fangt an Boxlacrosse zu spielen. Ihr werdet so viel lernen und so viel besser werden.
Und ganz wichtig: verlorene Spiele sind nur Niederlagen, wenn man nichts daraus lernt oder die Fehler bei anderen sucht.
Was ist deine Weapon of choice?
Ich spiele einen alten EVO 2.0 PRO. Den habe ich mir damals 2013 4x gekauft, damit er mir bis an mein Karriereende reicht. Ich habe jetzt noch zwei funktionierende.
Beim Mesh bin ich auf StringKing Type X umgestiegen. Ich spiele eine MID Pocket, weil ich das Gefühl habe, dass der Ball dort optimal liegt. Das erlaubt mir schnelle Aktionen, wie im Boxlacrosse notwendig, ein ausgewogenes Feeling des Balls im Schläger und einigermaßen Hold für Dodges.
Also der optimale Kompromiss passend zu meinem Spielstil. Durch die zwei Shooters habe ich ausreichende Kontrolle, um hart zu schießen aber nicht zu viel Whip, damit ich den Ball auch unter Druck und Ermüdung noch präzise und schnell genug aus dem Schläger bekomme ohne dabei zu tief zu ziehen.
Posted by DLAXN